„Bisher werden wir vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe finanziert und fallen dort in den Bereich der Wohnungslosenhilfe“, erklärte Peter Bagemihl, stellvertretender Leiter und Vorstandsvorsitzender des Förderkreises, dem Besuch. 73 Euro bekommt die Einrichtung pro Tag pro Bewohner. Davon müssen fünf fest angestellte Sozialpädagogen und Sozialarbeiter bezahlt werden, Hilfskräfte, Miete und Verpflegung. „Spielraum für personelle Engpässe oder für größere Anschaffungen gibt es da nicht“, beschreibt Bagemihl die Not.
Beispiele zur Veranschaulichung hat er genug: Wenn der Transit den Geist aufgibt, stehen Betreuer und Bewohner ohne Fahrmöglichkeit da. Mit Überstunden und Wochenend-Diensten sind die Sozialarbeiter bis an die Grenzen ausgelastet. „Wenn dann noch jemand krank wird, stehen wir echt auf den Schlauch“, erklärt Peter Bagemihl. Denn die 18 bis 25 Jahre alten Männer, die im Haus Dellwig wohnen, werden 24 Stunden an 365 Tagen im Jahr betreut.
Damit die Sozialarbeiter mehr Zeit in die Resozialisierung der jungen Männer stecken können und weniger mit Amtsgängen und Schriftverkehr zu tun haben, um die nötigen Gelder zu beschaffen, wünscht sich Bagemihl eine Angliederung der Einrichtung an den Justizbereich.
Thomas Kutschaty zeigte sich beeindruckt von der Leistung des Teams. „Gott sei Dank gibt es Einrichtungen wie diese. Es ist wichtig, die kriminelle Karriere junger Menschen möglichst früh zu beenden“, stellte er klar. „Schließlich ist es entscheidend, dass man denen eine Perspektive aufzeigt.“
Das sagte der Landes-Justizminister nicht nur im Hinblick auf das gesellschaftliche Gefüge, sondern auch auf die finanzielle Lage: „Wie müssen die Folgekosten bei Straffälligen gering halten und das geht vor allem durch gelungene Resozialisierung. Außerdem ist ein Platz in der Haftanstalt wesentlich teurer als ein Platz bei Ihnen.“
Doch bevor allzu große Hoffnungen aufkommen konnte, bremste Kutschaty. „Die Justiz ist nicht für alles zuständig, was gesellschaftlich schief läuft, da sind auch die Kommunen zuständig.“ Zum Ende des Gesprächs versicherte der NRW-Minister: „Wir nehmen mit, wo das Problem liegt bei Ihrer Arbeit und müssen mal ganz grundsätzlich darüber diskutieren, wie solche Einrichtungen finanziert werden können.“
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