Gestern bin ich zum stellvertretenden AK-Sprecher der SPD-Fraktion der neugegründeten Enquete-Kommission: “Handwerk und Mittelstand gestalten – Qualifikation und Fachkräftenachwuchs für Handwerk 4.0 sichern, Chancen der Digitalisierung nutzen, Gründungskultur und Wettbewerbsfähigkeit stärken” gewählt worden.
Grund für die Einsetzung der Enquete-Kommission ist, dass die politischen Rahmenbedingungen für das Handwerk momentan nicht optimal gestaltet sind, um den aktuellen Problemstellungen entgegenzutreten. Die Auswirkungen machen sich in verschiedenen Bereichen bereits bemerkbar, wodurch im mittelständischen Handwerk in Nordrhein-Westfalen der Fachkräftenachwuchs erschwert und die Wettbewerbsfähigkeit bedroht ist.
So rechnete der Zentralverband des Deutschen Handwerks ZDH 2014 mit 15.000 nicht besetzten Ausbildungsplätzen allein im Handwerk. Diesen stehen allerdings in großer Zahl junge Menschen gegenüber, die keinen Ausbildungsplatz finden. 2013 waren es rund 21.000, in Nordrhein-Westfalen 6.600. Gegen die kontinuierlich wachsenden Zahlen wollen wir mit der Enquete-Kommission etwas tun!
Im vergangenen Jahr haben fast 12.000 junge Menschen eine nordrhein-westfälische allgemeinbildende Schule mit nicht einmal einem Hauptschulabschluss verlassen. Es existieren nach wie vor Schulabgängerinnen und -abgänger, die trotz eines Abschlusses nicht ausbildungsreif sind.
Demnach scheint es weiterhin Fehlstellungen im Bildungssystem Nordrhein-Westfalens zu geben, die einen reibungslosen Übergang von der Schule in die Ausbildung behindern.
Individuelle Förderung, ein sinnvoll strukturiertes Übergangssystem und eine frühzeitige Berufs- und Studienorientierung können einen wichtigen Beitrag dazu leisten, um auch schwächeren oder oftmals noch orientierungslosen Jugendlichen Qualifizierung und somit Zukunftschancen zu ermöglichen.
Entgegentreten wollen wir nicht zuletzt der stetig sinkenden Zahl der Ausbildungsbetriebe. Diese Entwicklung besteht insbesondere bei Klein- und Kleinstunternehmen. Ein Grund dafür ist unter anderem die steigende bürokratische Last, die Zeit und Ressourcen binden, welche gerade in kleinen Betrieben dringender z.B. für die Betreuung von Auszubildenden gebraucht würden.
In der Enquete-Kommission werde ich die aktuelle Lage und die anstehenden Herausforderungen für das Handwerk in Nordrhein-Westfalen beschreiben und analysieren. Ich freue mich auf die vor mir liegenden Aufgaben!
Beitragsbild: Junger Mann in Werkstatt. Foto: dpa